(Quelle: jungbuschzentrum.de – September 2007)
(Ursprung: Mannheimer Morgen – 14.09.2007)
Vom Ein-Euro-Jobber zum Unternehmer
Günther Gebetsroither wagt den Sprung in die Selbstständigkeit / Gemeinschaftszentrum als Motivation.
Von unserer Mitarbeiterin Sylvia Osthues (Anm.: Mannheimer Morgen)
Mit Sakko und gestyltem Haar zeigt Computerdoktor Günther Gebetsroither unternehmerisches Selbstbewusstsein. Es war ein langer, steiniger Weg über mehrere Jobs, einem Absturz in die Arbeitslosigkeit bis zum Ein-Euro-Job im Gemeinschaftszentrum Jungbusch, der den 43-Jährigen schließlich zum Sprung in die Selbstständigkeit ermutigt hat.
Günther Gebetsroither ist gelernter Fernmeldeelektroniker. Doch nach der Ausbildung bei der Firma Siemens Ende der 70er Jahre wurde er nicht übernommen. Er arbeitete also zweieinhalb Jahre als Radiotechniker. Schon während seiner Ausbildung erwarb er die mittlere und die Hochschulreife und begann schließlich ein Bauingenieur-Studium. Bald merkte er jedoch, dass das nichts für ihn war.
Schon zu Beginn der 80er hatte er sich einen kleinen Computer gekauft, der ihn nicht mehr losgelassen habe, erzählt er. Er baute nach und nach defekte Computer auseinander und bestückte sie neu, bis vom alten Rechner nur noch das Gehäuse übrig war. Seine Kenntnisse waren gefragt bei seinen Kollegen bei Bopp & Reuther, wo er als Elektroniker arbeitete, oder während der drei Jahre als freiberuflicher Handelsvertreter für Finanzprodukte.
Bei einer Qualifizierung nahm er auch am EDV-Unterricht teil. Dabei erfuhr er allerdings „nichts wesentlich Neues“ und half dem Dozenten. „Was der kann, kann ich auch“, dachte sich Gebetsroither und bewarb sich bei der Bildungseinrichtung in D 7. Im April 1997 erhielt er seinen ersten Auftrag vom Berufsfortbildungswerk (BFW). Da er davon nicht leben konnte, sah er sich nach anderen Aufträgen um. Bald unterrichtete er bei Bildungsträgern und Unternehmen in Frankfurt, Kaiserslautern, Heilbronn, Würzburg und Köln.
2004 kam der Einbruch, weil die Aufwendungen für Qualifizierungsmaßnahmen der Firmen und Bildungsträger, die durch das Arbeitsamt finanziert wurden, zurückgeschraubt wurden. Als Freiberufler bekam Gebetsroither kein Arbeitslosengeld, sondern wurde durch das Sozialamt unterstützt – später wurde das zu Arbeitslosengeld II.
Er sei „natürlich fertig gewesen“, bekennt Günther Gebetsroither, der „in eine persönliche Krise geriet“, in der er sich ganz zurückzog. „So kann es nicht weitergehen“, dachte er, zumal auch die sozialen Kontakte zurückgingen. Über das Job-Center wurde ihm durch Biotopia ein Ein-Euro-Job im Gemeinschaftszentrum Jungbusch vermittelt. Dort erledigte er Büroarbeiten, wurde zur rechten Hand der Technischen Leiterin des Büros, Petra Dobrzinski. Gebetsroither betreute die Website des Gemeinschaftszentrums, für die er eine Bildergalerie entwickelte. Das Gefühl, dass er gebraucht wird, schuf neues Selbstvertrauen. „Die vielen netten Kollegen“ im Gemeinschaftszentrum, vor allem Quartiermanager Michael Scheuermann, ihr Vertrauen in seine Kenntnisse und Fähigkeiten hätten ihm gut getan und ihn aufgebaut.
Außerdem konnte Gebetsroither während dieser Zeit viele gute Kontakte knüpfen, der Stadtteil Jungbusch wuchs ihm ans Herz. Für Gerburg Maria Gerber, der „Macherin“ von Content.17, der Kulturreihe der Containerstadt, erstellte er die Homepage. Als dann die Anfrage eines großen Mannheimer Unternehmens kam, ob er ein Computer-Seminar für die Azubis der Firma übernehmen wollte, fasste er den Entschluss, sich neben dem Lehrauftrag, der ihm große Freude bereitet, mit seinen Computerkenntnissen selbstständig zu machen.
Als „Computerdoktor“ ist Günther Gebetsroither mittlerweile ein gefragter Experte. Wenn es mit den Aufträgen so weitergehe, müsse er seine Werkstatt in Rheinau im nächsten Jahr ausbauen, freut er sich. Außerdem plant er eine „neue Unterrichtsart“ für die Weitergabe von Computerkenntnissen, „die es so bisher in Deutschland noch nicht gibt“.
Mannheimer Morgen
14. September 2007